Zunächst ein Paar Worte zu Vivienne und mir. Wir sind uns auf einer Abendveranstaltung von WCN (http://www.wcnvienna.org/ ) begegnet, bei der Vivienne einen Vortrag über das Thema “Selbstwert” gehalten hat. Anschließend hatte ich den Drang zu Ihr nach vorne zu gehen, da ich eine starke Parallele in unserer inneren Motivation gesehen habe, die uns jeden Tag in unserem Beruf antreibt. Wir beide wollen Frauen darin bestärken ihren eigenen Wert zu erkennen und damit erfolgreich und glücklich zu sein.
Es freut mich, dass wir so nun in Kontakt getreten sind und ich heute diesen Gastbeitrag schreiben darf.
Mir geht es heute darum aufzuzeigen welchen Weg wir alle auf unterschiedlichste Weise zurücklegen um zu der Erkenntnis über unseren eigenen Selbstwert zu kommen. Meine Berufung ist die Portrait Fotografie, dabei lerne ich die unterschiedlichsten Charaktere aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen und Gesellschaftsschichten kennen. Doch eine Sache verbindet uns alle, die Selbstzweifel. Egal wie erfolgreich oder gesellschaftlich gut eine Frau gestellt ist, sie zögert schöne Portraits von sich machen zu lassen aus zwei Gründen:
– der Selbsthass, irgendetwas mag sie an sich selbst nicht, erträgt es nicht diesen Makel auf Bildern zu sehen und hat aber bisher die Erfahrung gemacht, dass es ihr auf fast jedem Bild, welches es von ihr gibt zu sehen ist.
– die Selbstbestrafung, da wir gesellschaftlich so sozialisiert wurden, dass es nicht akzeptiert ist Bilder von sich selbst zu haben, die einem gefallen, auf die man stolz ist, die man gerne ansieht und vielleicht sogar an die Wand hängen möchte. Wir gönnen uns daher das Vergnügen einer solchen positiven Erfahrung und Stärkung des Selbstwertes nicht.
Der Selbsthass geht oftmals soweit, dass wir uns das Vergnügen und den Genuss nicht gönnen. Dabei kommt es zur Selbstbestrafung, dass wir uns ein schönes Erlebnis nicht zugestehen. Wir sind unserem Körper der größte Feind, statt ein guter Freund. Keiner Freundin würden wir solch harte Worte an den Kopf werfen, die täglich in unserem Inneren als Dialoge stattfinden.
Mein Ziel ist es für den Moment, diesen Dialog zu unterbrechen und der Frau ein unvergessliches Erlebnis mit sich selbst zu schenken. Ich zeige ihr ihren eigenen Wert durch meine Linse, so erlebt sie, wie andere sie sehen, denn manchmal ist es notwendig zu begreifen was andere in einen sehen um selbst mich sich Frieden zu schließen.
In meinen Augen kann dein erster Schritt sein, einfach aufhören dich zu hassen. Ich weiß nämlich, dass der Schritt sich selbst zu lieben als 1. Schritt zu unüberwindbar erscheint, doch wie wäre es ab heute diese hässliche Stimme zur Kenntnis zu nehmen und sie ruhig zu stellen, in dem du zu ihr sagst “Ok danke der Mitteilung, doch ich weiß, dass du da bist um mich zu sabotieren und das brauche ich nicht länger”. Dies kann dein erster Schritt sein auf dem Weg ein schöneres Leben mit dir selbst zu führen. Gönne dir selbst etwas und verwöhne dich, so wie du deine beste Freundin behandelst. So kannst du auch dich selbst lernen anzunehmen wie du bist.
Ein berühmter Kollege prägte einst den Satz “Als Fotograf ist man zu 90% Therapeut und 10% Fotograf” (Peter Hurley). Dies kann ich fast unterschreiben, doch ich würde statt Therapeutin eher Freundin sagen, denn ich erfahre die Geschichten der Menschen und darf an ihrem Leben teil haben und wir schenken einander Erlebnisse, Zeit und lernen beide voneinander. Dies macht für mich auch die Faszination meines Berufes aus. Sie lassen für mich wenn ich meinen Job richtig mache den Schutzwall runter und erlauben mir einen Blick auf ihre wahre Person.
Magª. Elena Rachor
Fotografin
Web: http://elena-rachor.at